Arthouse ahoi! Aus der “Bäckerblume” wissen wir: Schwarzweiß-Fotographie steht für zeitlose Eleganz. Die Reduktion von Farbe und Form gilt als bewusstes Stilmittel, um sich vom Mainstream abzugrenzen. Gruselig: Es soll Heranwachsende geben, die sich aus Prinzip gar keine Schwarzweiß-Filme mehr angucken. Noch gruseliger für diese Zielgruppe: lange, meditative Einstellungen ohne Schnitte. Pfui Spinne! Das ist doch schon seit Anfang des Musik-Fernsehens Schnee von gestern. Hat denn niemand was von Aufmerksamkeitsdefizit gehört?
Yann Tiersen legt mit dem Video zur zweiten Single “Meteorites” aus seinem Album “Infinity” nun einen Trippel-Klopper in Sachen großes Kunstkino hin.
1) Das Ding ist durchgängig in schwarzweiß
2) “Meteorites” hat eine Länge von fast sieben Minuten.
3) Der Clip besteht aus langen, langsamen Einstellungen mit einer einzigen Schauspielerin, die die Rollen der Streitenden in Personal-Union übernimmt.
Schuld an diesem Mahnmal des Minimalimus ist Regisseur RobisRob (Franz Ferdinand, Depeche Mode, OMD). Seine Hauptdarstellerin Clémence Poésy dürfte Kinofreunden aus den “Harry Potter”-Filmen und “In Bruges – Brügge sehen…und sterben?” bekannt sein. Der Herr, der so herzallerliebst die Erzählstimme übernimmt, ist niemand anderes als Aidan Moffat (Arab Strap).
Und das alles nachdem Yann Tiersen erst kürzlich auf seiner “A Midsummer Dycling Tour” durch die Bretagne kurvte. Auf dieser urigen Rad- und Autogramm-Tour radelte er sechs Tage lang auf rund 1.000 km – passend zu seinem aktuellen Album – die Form des Unendlichzeichens nach und hielt unterwegs an kleinen Plattenläden, um Autogramme zu geben oder live aufzutreten.
Wie wir mittlerweile alle wissen, begann die Arbeit an “∞ (Infinity)”auf Island und wurde auf der bretonischen Insel Ouessant abgeschlossen. Produziert wurde das Ding von Yann Tiersen höchstselbst, gemixt von Tiersen, Gareth Jones (Depeche Mode, Grizzly Bear, Interpol, Mogwai) und Mute-Labelgründer Daniel Miller.
Und hier kommt der Clip zum Text. Achtung: Wir haben euch gewarnt. Bitte Ruhe und Gemütlichkeit mitbringen. Die Redaktion von MusikBlog übernimmt keinerlei Haftung für gefährliche Nebenwirkungen wie leichte Anzeichen von Nachdenklichkeit oder entschleunigte Zeitwahrnehmung:
Yann Tiersen live:
4. Oktober 2014, Huxleys, Berlin
5. Oktober 2014, Grünspan, Hamburg
6. Oktober 2014, Gloria, Köln
