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Ceremony – The L-Shaped Man

Der ewige Dauerbrenner Trennungsalbum. Auch dieses Kalenderjahr hat ihre Exemplare, ob Villagers oder Björk. Die kalifornischen Ceremony reihen sich nun ein in diese ewige Liste mit „The L-Shaped Man”.

Das bemerkenswerte hierbei ist, dass eine Punk-Rock/Hardcore-Band das schwere Thema einer ungut endenden Liebe zum Anlass nimmt, sich soundtechnisch neu zu erfinden. Der Post-Punk Joy Divisions ersteht wieder auf von den Toten und haucht seinen kalten, minimalistischen und bass-lastigen Atem aus den Lautsprechern. Ceremony waren schon immer keine rein stupide Prügelkombo, Joy Division oder Tom Waits wurde stetig als Soundeinfluss in Interviews genannt, doch erst jetzt, auf ihrem fünften Album, manifestiert sich dies hörbar.

Sänger und Bandleader Ross Farrar hat eine schmerzliche Trennung hinter sich und geht selbsttherapeutisch durch die Gefühlshölle. Der Streit, die Unversöhnlichkeit, die Verletzungen, die Kraftlosig-, die Einsamkeit, die Comeback-Versuche, die Resignation: Alle üblichen Phasen werden abgebildet. Dazu rocken Ceremony minimalistisch mit reduzierten, schneidig-scharfen Riffs, die oft an Surf erinnern, und mit Bassspuren des pulsierenden Alleinseins.

Auf der zweiten Hälfte des Albums liegt das Momentum. Hier berühren „The Seperation“ oder „The Pattern“ am meisten, erlebt der alte, schreiendere Klang Ceremonys eine kleine Renaissance in „Root Of The World“, und laufen The-Clash-Reminiszenzen durch das Ohr („The Party“).

Mit der deutlichsten Anlehnung an Joy Division endet „The L-Shaped Man“, „The Understanding“ könnte gut und gerne für eine digitale Bearbeitung eines vergessenen Songs aus dem Post-Punk-Schlüsseljahr 1980 gehalten werden.

Erwähnenswert schön die Tatsache, dass Ceremony und Label hier mal den ungewöhnlichen Weg gingen und mit „The Seperation“ und „The Understanding“ ein Doppelvideo veröffentlichten, das einen vorausschauenden Einblick auf die Gefühlslage des Albums erlaubt. Und das gleichzeitig anzeigt: Bei allem Trübsalgeblase, das Licht am Ende des Tunnels, es darf nicht aus den Augen verloren werden.

Ceremony erfinden das Trennungsalbumsrad nicht neu, man sollte schon ein wenig Affinität für minimalistisches Moll-Getöne mitbringen, an die großen Würfe der Trennugsalben, Becks „Sea Change“ oder Bob Dylans „Blood On The Tracks“, kommt es nicht heran, es verstrickt sich manches Mal zu sehr in Kummerklischees.

Aber Ceremony liefern einen aufrichtigen und schonungslosen Einblick in das Seelenleben ihres Bandleaders und verlassen hierfür ihre „comfort-zone“ und klingen so wie noch nie – dafür gibt es props und Pluspunkte.

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