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Crocodiles – Boys

Die aus Brooklyn, New York stammende Psychedelic/Post-Punk Band Crocodiles machen es einem nicht leicht mit ihrem nunmehr schon fünften Album “Boys”. Da gibt es die eine Stimme, die seit dem ersten Hördurchgang nicht aufhört, wie eine Kreissäge zu klingen. Zugegeben, dieses Gesangsorgan neigt etwas zu polemisierender Übertreibung, und doch trifft sie damit auch einen wahren Kern.

Je länger “Boys” voranschreitet, desto deutlicher wird allerdings wieder ein Problem, mit welchem bereits die Vorgänger zu kämpfen hatten. So gut Brandon Welchez Grabesstimme aus dem Off auch bei vielen Songs funktioniert, so sehr geht sie auch bei einigen Stücken unglaublich auf die Nerven. Nicht selten ertappt man sich bei dem Wunsch, er möge einfach mal seine Stimme natürlicher klingen lassen.

Crocodiles können noch immer kein Album mit durchgehend richtig guten Songs aufnehmen. “The Boy Is A Tramp” bleibt so bis auf weiteres der einzige “Hit” der Band. Kombiniert mit dem verschleppten Tempo, welches “Boys” über weite Strecken dominiert, tritt dieser Umstand richtig zu Tage und sorgt für gepflegte Langeweile. Stellenweise klingen die Crocodiles nun ebenfalls wie ein durchschnittlicher The Jesus And The Mary Chain-Klon in der “Darklands”-Phase.

Etwas später meldete sich dann eine andere moderate Stimme in mir zu Wort. Anstatt “Boys” in einem ersten Anflug von Unzufriedenheit “vom Tisch zu wischen” sollte man dann doch bitte mal etwas genauer hinhören und dieses Album weiter auf sich wirken lassen. Zugegeben die erste Fundamentalkritik hat sich in der Folge etwas verflüchtigt. Insbesondere die ersten vier Songs, beonders hervorzuheben “Foolin’ Around”, gewinnen nach mehrmaligen Hören an Intensität.

Dass Brandon Welchez es auch drauf haben kann, beweisen nämlich Songs wie “Blue” oder “Transylvania”. Es sind diese vereinzelt gestreuten Momente, in denen das Licht auf “Boys” durchdringt, den Raum flutet und so für echte Highlights sorgen. Das wahrhafte Schlusslicht “Don’t Look Up” packt dann ein weiteres Mal die Bauhaus-Keule heraus und beendet das Album schließlich so, wie man es von Crocodiles gewohnt ist. “Bela Lugosi’s Dead“ lässt bei diesem Song von der Instrumentierung her grüßen. Da werden die Augen hinter den dunklen Brillengläsern feucht, die schwarze Jacke fast etwas zu schwer und warm. Trotzdem lässt man sie an, ist ja klar. Alles beim Alten, alles gleich, und doch irgendwie anders. Wie immer.

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