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Hugo Race And The True Spirit – The Spirit – The Spirit Never Dies

Australische Musiker, deren Wurzeln in der dortigen Underground-Szene zu Beginn der 1980er Jahre zu finden sind, gewinnen mit zunehmendem Alter unglaublich an Intensität. Den Beweis dafür lieferte zuletzt, den seit Jahren in einer anderen Liga spielenden Nick Cave ausgeklammert, Simon Bonney der 2013 mit Crime & The City Solution und dem Album „American Twilight“ ein fulminantes Comeback hinlegte.

Obwohl „The Spirit“ das erste reguläre Studioalbum seit sieben Jahren ist, kann bei Hugo Race von einem Comeback nicht die Rede sein, denn der hat die Gitarre seit seiner Zeit als Gründungsmitglied der Bad Seeds selten aus der Hand gelegt. Im Anschluss an diese Zeit spielte er bei The Wreckery, bevor er 1988 als Sänger, Gitarrist und Songwriter bei The True Spirit landete. Mit dieser Formation, deren Line-Up im Laufe der Jahre öfter wechselte, nahm der 1963 geborene Musiker bis 2008 elf Alben auf, in denen er neben der glühenden Fackel des Blues mit Psychedelic-Rock Elementen arbeitete, aber auch immer wieder Ambient- und Dub-Einflüsse integrierte, worauf seine Musik vom Melody Maker die Bezeichnung „Industrial Trance Blues“ bekam.

Die Trance-Komponente gewann Ende der Neunziger mit dem Einschluss von Bestandteilen der Aborigine-Musik zunehmend Einfluss auf Races Kompositionen, eine Referenz für diese Schaffensperiode ist das Stück „Keep It On“ vom ohnehin großartigen 1999er Album „Last Frontier“. Nach „53rd Street“, der bis jetzt letzten Veröffentlichung von ihm und The True Spirit, widmete sich der Sänger dann dem Projekt Dirtmusic, in dem er zusammen mit Chris Eckman von den Walkabouts und Künstlern aus politisch zerrütteten Ländern Afrikas spielte, womit sein Anspruch, auch ein politischer Sänger zu sein, deutlich wird. „The Spirit“ entstand in der Besetzung Michelangelo Russo (Elektronik), Bryan Colechin (Bass), Brett Poliness (Schlagzeug und Perkussion) und Nico Mansy (Keyboards) über die letzten drei Jahre in Melbourne und führt Hugo Race mit der Band zurück zu seinem musikalischen Ursprung.

Einem durch das Outback führenden Road-Movie gleich entwickeln die zehn Stücke einen charismatischen Charme. Der Einsteiger „Man Check Your Woman“ weckt sofort die Neugierde auf die Geschichten voller Abgründe. „Elevate My Love“ führt den Hörer im Anschluss in bedrohliche Tiefen verlorener Seelen hinein, während in „The Information“ die Unruhe die einzige Konstante in der besungenen subterranean world zu sein scheint.

Wenn in „Sleepwalker“ die Gitarre die Geräuschkulisse der Steppe zerschneidet, scheint es, als würden die Saiten vor Spannung reißen. Der Flügelschlag des Adlers auf der Münze wird auf „Dollar Quarter“ mit dezentem Hall unterlegt, so kurz wie eindringlich wirkt das instrumentale „Heaven Or Die“. Races Stimmen bewegt sich dabei zwischen Gesang und Erzähler, er ist dabei mit seinem ruhigen, eindringlichen Bariton stets auf der Augenhöhe eines Leonard Cohen. Wenn auf dem kompakten Werk überhaupt ein Song hervorzuheben ist, dann vielleicht das Erhabene „Bring Me Wine“.

Ein großes, mystisch brodelndes Album ist dem Australier gelungen, welches den Hörer durch seine Entschleunigung „Higher Power“ zu Teil werden lässt wie auch das abschließende Stück der Platte heißt.

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